Ostergruß

24.03.2016 – Seelsorge

Haben Sie bei der Verwaltung von neun Gemeinden im Pastoralverbund Iserlohn eigentlich noch Zeit für die Seelsorge? Bleibt die Seelsorge der Menschen auch in Zukunft gewährleistet? Oft werde ich danach gefragt und ich antworte mit einem Ja. Dabei überlege ich, was meine Mitmenschen unter Seelsorge verstehen. Findet Seelsorge nur dort statt, wo gerade ein Priester zugegen ist?
Im Katholischen Lexikon für Theologie und Kirche steht im neunten Band (Sonderausgabe, Herder 1986) unter dem Stichwort Seelsorge: „Zuvorderst ist die ganze Gemeinschaft der Kirche das tätige Subjekt der Seelsorge.“ Das bedeutet: alle Menschen vermögen seelsorglich aktiv zu sein.
Eine meiner liebsten Erzählungen der Bibel berichtet über die Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Jesus begegnet ihnen als Seelsorger. Zunächst merken sie nicht, dass er der Auferstandene ist. Sie unterhalten sich über die Geschehnisse in Jerusalem nach dem Kreuzestod Jesu. Sie reden über das, was sie niederdrückt und was ihnen Hoffnung macht. Im Gespräch führt Jesus seine Freunde zu einer neuen Sichtweise. Dabei drängt er sich ihnen nicht auf. Er muss sich beinahe zwingen lassen, bei ihnen zu bleiben und mit ihnen zu Abend zu essen. Als die Jünger ihn erkennen, ist er plötzlich nicht mehr da. Er entlässt sie in die Freiheit, das Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Der österliche Emmaus-Bericht, neben vielen anderen Begegnungen Jesu mit den Menschen, weist darauf hin, wie Seelsorge geschieht: ich höre zu, nehme teil und deute menschliches Leben im Licht des Glaubens. Ich setze mich für Arme, Kranke, Benachteiligte, Ausgegrenzte, Suchende und Fragende ein. Meine Worte werden zu Taten.

Ich wünsche Ihnen viele seelsorgliche Erlebnisse in der kommenden Zeit.
Ein gesegnetes Osterfest!
Johannes Hammer, Pfarrer im Pastoralverbund Iserlohn