Die Konferenz der Weihnachtsbäume

01.01.2022 – In der Predigt / Meditation von Pfarrer Janus Plewnia am 26.12.2021 in der Kirche St. Aloysius sind wir angesprochen, uns "pieksen" zu lassen.

(Verschriftlichte Fassung, es gilt das gesprochene Wort)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitchristen.
Der erste Weihnachtstag ist vorbei, der Heilige Abend auch. Vielleicht haben manche von ihnen in den verschiedenen Kirchen Iserlohns an den Christmetten teilgenommen.
Dann gingen sie schlafen.
Vielleicht haben die Schlesier noch nach der Messe in der Nacht etwas gegessen – Makowki (Schlesische Mohnklöße) und dann gingen sie schlafen.

Aber in der Nacht, als wir alle schliefen, trafen sich, wie in jedem Jahr, die Christbäume zu ihrer Konsequenz. Das haben wir nicht mitgekriegt! Die Christbäume haben sich versammelt!
Wir Menschen halten manchmal auch Konferenzen ab und zwar lange Konferenzen. Deswegen haben die Christbäume auch das Recht dazu.

Nachts, als wir schliefen, konnten die Christbäume in Ruhe auf den Heiligen Abend und auf den ersten Weihnachtstag zurückblicken und vielleicht Bilanz ziehen, sozusagen ein Feedback ziehen, wie wir modern sagen.
Ein stämmiger Baum begann:
„Meine Brüder, es wird immer trauriger. Die meisten Leute wissen nicht mehr, warum sie uns aufstellen und schmücken. Sie singen zwar kräftig “oh Tannenbaum, oh Tannenbaum“ oder hören das im Radio, ohne zu singen, jede halbe Stunde. Aber, dass wir den Paradiesbaum, den Baum des Lebens, darstellen sollen, daran denkt kaum jemand.“
„Ganz richtig“, ergänzte eine Christbaumkugel und kam sofort ins Rollen. „Wer ahnt denn heute noch, dass unsere Vorfahren Äpfel waren und dass wir die Früchte am Baum des Lebens repräsentieren. Je kunstvoller und schöner wir werden, desto mehr gerät unsere Bedeutung in Vergessenheit. Und wir wollen zeigen, dass was damals im Paradies passiert ist. Und deswegen ist Jesus geboren, um das alles wieder zu versöhnen.“
Und dann hing auf einem Christbaum auch ein Lebkuchenherz und sagte: „Was sollen wir erst sagen?“ Das Lebkuchenherz schüttete sich aus.
“Wir sollen auf die Herzlichkeit und menschenfreundlich Gottes hinweisen, die Jesus uns gezeigt hat. Aber wer uns sieht, interessiert sich nur dafür, wie er uns möglichst schnell vernaschen kann oder auch nicht. Und dann werden wir einfach hart und nach Weihnachten einfach weggeschmissen.“
Eine kleine Kerze brannte auch auf einem Christbaum und vergoss einige Wachstränen. Sie klagte: „Auch wir wollen, dass die Menschen an Jesus denken, wenn sie uns anzünden. Wer sich an ihm orientiert, dem geht ein Licht auf, der entdeckt, was im Leben wirklich wichtig ist; der findet auch einen Weg durch die dunklen Stunden des Lebens. Aber ich frage mich,“ klagte die kleine Kerze und weinte mit ihren Wachstränen, „wem leuchtet das heute noch ein?“
Schließlich meldete sich noch ein kleiner Strohstern zu Wort und sagte: “Wer mich in Ruhe betrachtet, könnte sich von mir sagen lassen: Du wirst immer einen rettenden Strohhalm haben, weil Jesus, das Kindlein auf Heu und auf Stroh, die Not und Armut mit dir teilt.
Ein rettender Strohhalm kann in vielen Situationen helfen, die ausweglos erscheinen. Aber für die meisten ist Weihnachten vielleicht nur ein Strohfeuer, das schnell verlischt, obwohl die Weihnachtszeit bis zur Taufe des Herrn dauert. Morgen oder übermorgen werden die Straßen schon wieder aufgeräumt, mehr oder weniger.“

So klagten die Christbäume noch eine ganze Weile, bis endlich, liebe Schwestern und Brüder, einer kleinen Tannennadel eine Idee kam.
„Es nützt doch nichts“, sagte diese Tannennadel, „wenn wir traurig und schmollend in der Ecke stehen und die Zweige hängen lassen. Wir Nadeln könnten doch die Leute, die uns zum Weihnachtsfest schmücken, ganz vorsichtig sticheln und anstacheln.“

Durch einen Stich einer Tannennadel vom Christbaum kommt ein Schmerz, aber das ist so ein angenehmer Schmerz. Versuchen Sie einmal zuhause, einfach sich piksen zu lassen.

„Wir können ganz vorsichtig sticheln und anstacheln. Vielleicht spüren die Menschen dann, dass wir eine Botschaft haben, die unter die Haut geht. Das ist Weihnachten!“

Lassen Sie sich piksen, liebe Schwestern und Brüder, heute, durch eine Nadel aus dem Christbaum. Das ist wie eine Impfung gegen Covid 19 .

„Vielleicht“, sagte die kleine Tannennadel, „werden die Menschen dankbarer für das Leben, das Jesus ihnen schenkt.“

Vielleicht lassen Sie sich anstecken zur Herzlichkeit; vielleicht sehen Sie manches in einem anderen Licht, wenn dieser Piks kommt. Vielleicht entdecken Sie neu, wie wichtig der rettende Strohhalm des Glaubens für Sie ist.
Meine Lieben, das ist auch wichtig für die Familie, diese (meine) kleine Meditation über die Christbäume.
Wenn wir also von einer kleinen Tannennadel gestochen werden, nicht ärgern!
Nur wundern, was uns ein Christbaum so alles erzählen kann.

Ich wünsche den Männern, dass sie heute gestochen werden von den Nadeln.
Und ich wünsche den Frauen, dass sie von den trockenen Nadeln, die sie aus dem Teppich putzen, dass sie auch gestochen werden.
Und wenn die Kinder neben dem Tannenbaum so laufen, dass sie auch gekiekst werden, so ganz leicht.
Dann, meine ich, überlegen wir noch mehr, was Weihnachten wirklich ist. Amen.

Hier gehts zur Aufzeichnung der Messfeier.
Unten finden Sie den Originalton der Predigt.

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