St. Peter und Paul in Kalthof

Die Kirche St. Peter und Paul in Kalthof entstand als Filialkirche der Gemeinde Herz-Jesu Hennen. Sie gehört zu den vielen Kirchen, die in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg im Iserlohner Stadtgebiet erbaut wurden. Die damals gerade errichtete Pfarrvikarie Hennen erlebte einen rasanten Anstieg der Zahl der Katholiken, von gerade 200 in ihrem Gründungsjahr 1940 bis auf 2000 im Jahre 1969.

Nach Flüchtlingen und Spätaussiedlern waren es in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch viele Menschen aus dem Ruhrgebiet, die aus der beginnenden Kohle- und Stahlkrise heraus eine neue Arbeit und Wohnung suchten, und diese in dem damals schnell expandierenden Kettenwerk in Kalthof fanden.

Das damalige Kirchengebäude in Hennen „in der Helle“ war bereits Anfang der sechziger Jahre zu klein, so dass die Gemeinde mit den Planungen zum Bau eines Gotteshauses in Kalthof begann. Bereits 1964 konnte Pastor Pawelke ein passendes Grundstück im Herzen Kalthofs erwerben, doch eine langwierige Planungsphase verzögerte den Baubeginn bis 1968. Als Notbehelf wurden von 1965 an sonntägliche Messen im Festsaal der Gastwirtschaft „Haus Dröge“ in Leckingsen gefeiert. Am 31. Mai 1969 war das Bauwerk unter Vikar Laufen vollendet und wurde vom Paderborner Weihbischof Dr. Paul Nordhues geweiht. Im Optimismus der frühen sechziger Jahre war das Kirchgebäude als Mitte eines Gebäudekomplexes geplant, der noch ein Gemeindehaus, eine Pfarrei und einen Kindergarten umfasste. Zwar öffnete 1973 der Kindergarten seine Pforten, das Wachstum der Kalthofer Gemeinde kam nach Änderung der Flächennutzungspläne durch die Stadt Iserlohn infolge der Eingemeindung Kalthofs zum Erliegen – und machte damit alle weiteren Bauvorhaben hinfällig. In dieser Lage nahm die Gemeinde eine durch Wasserschäden erforderliche Sanierung des Kirchenraums zum Anlass eines Umbaus des Kirchengebäudes. Aus der großzügig bemessenen Sakristei und eines Teiles des Kirchenraums entstanden die dringend benötigten Gemeinderäume und eine kleinere Sakristei. Der um ein Viertel verkleinerte Kirchraum erhielt weitgehend seine heutige Struktur. Nach erneuten Wasserschäden erhielt das Flachdach des Kirchengebäudes 1994 eine Abdichtung mit einer durchgehenden Edelstahlabdeckung und damit die Kirche ihr heutiges Aussehen.

Die an sich schlichte Gestaltung und Ausstattung des Innenraums zeigt den starken Einfluss des zweiten Vatikanischen Konzils, das während der Planungsphase des Kirchbaus abgehalten und beendet wurde. Die Liturgiereform erlaubte und erforderte von allen Beteiligten, die Rolle aller Elemente des Kirchraums aus neuen Blickwinkeln zu sehen und zu gestalten. Die Forderung des Konzils, den Gläubigen eine tätige Teilnahme am liturgischen Geschehen zu ermöglichen, wurde von den Erbauern als Aufforderung zur Einebnung von Barrieren zwischen Altarraum und Volk interpretiert. Dementsprechend gibt es im Bankbereich keine Säulen, der Blick kann ungehindert in den erhöhten Altarraum gehen. Dieser wird optisch eingerahmt durch die rechte Wand, der Decke, einigen wenigen Stufen und eine einzelne, schlanke Stützsäule auf der linken Seite. Die kreuzförmige Bemalung der Rückwand zieht den Blick auf das große bronzene Hängekreuz und den davor aufgestellten Altar mit seiner wuchtigen, kubischen Form. Die Verbindung von Volk und Altar wird weiter unterstrichen durch die konsequente Verwendung von Anröchter Schiefer nicht nur als Bodenbelag, sondern auch als Material der Sockel von Ambo und Allerheiligstem und des ganzen Altares – die Orte der Liturgie sind so untereinander und mit der ganzen Gemeinde verbunden. Ambo und Tabernakel bestehen aus zusammengesetzten, stark strukturierten Bronzeplatten und -balken. Beide tragen Bergkristalle, die der ausführende Künstler Herbert Lorenz als Symbol für Samenkörner ansah, die hundertfältige Frucht bringen. Neben diesen, dem Altar und dem Hängekreuz schuf er auch noch einen Taufstein, der heute links neben dem Altarraum steht. Auch dieser ist aus Anröchter Schiefer gefertigt, mit einem Bronzedeckel und einem emaillierten Becken. Wenige Jahre später schuf er eine bronzene Madonnenskulptur, die heute in einer kleinen Kapelle im hinteren Bereich neben dem Haupteingang steht. Dort ist auch eines von drei Betonglasfenstern zu sehen („Gott schenkt seinen Geist“), die von Schwester Serviane aus Wimbern gestaltet wurden. Die beiden anderen Fenster sind leider nur vom Taufbecken aus („Gott ruft den Menschen an“) bzw. aus dem Altarraum heraus zu sehen („Gott erscheint dem Mose“). Schwester Serviane schuf auch die beiden Lichtbänder oberhalb des Taufsteins als freie Kompositionen.Eine der Seitenwände der Kapelle wird durch die Rückseite der Orgel gebildet. Diese ist das neueste Element im Kirchraum. Nachdem über vier Jahrzehnte lang Elektronenorgeln den Ton angegeben haben, konnte sich die Gemeinde im Jahre 2013 einen lang gehegten Wunsch in Form einer Pfeifenorgel erfüllen.

Renée Lerch

 

Quellen:Festschrift zur Kirchweihe „St. Peter und Paul 31.Mai 1969“, verschiedene Autoren, Hennen/Kalthof 1969.

„KalthofLeckingsenRefflingsen Drei Dörfer im Spiegel der Zeit“, Hrsg. Prof. Dr. Werner Beile, Iserlohn-Kalthof 1987.

„Die Schätze der Kirchen, 7. Folge“, Karl-Heinz Ohly, Iserlohner Kreisanzeiger, 10.02.1993.

Persönliche Mitteilungen, Wolfgang Lerch, Iserlohn-Kalthof.

Persönliche Mitteilungen, Albert Ferber, Iserlohn-Hennen.

www.glasmalerei-ev.de/pages/b5101/b5101.shtml, Stiftung Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e. V., 2012.